Fräulein Schnatterschnute und Gregor der Drache
"Wir sind Fräulein Schnatterschnute und Gregor der Drache. Wir sind da, wenn Kinder Kummer oder Sorgen haben oder sich ganz traurig fühlen. Außerdem sind wir Experten für psychische Erkrankungen. Du findest das ist ein komisches Wort? Dann versuchen wir dir das und andere Wörter mal ganz in Ruhe zu erklären."
Was ist eigentlich eine psychische Erkrankung?
Es gibt körperliche Erkrankungen, die kannst du sehr gut erkennen: z.B. einen gebrochenen Arm oder Windpocken. Psychische Erkrankungen kannst du auf den ersten Blick meistens gar nicht sehen. Die Krankheiten verändern die Psyche, also das Sehen, Denken, Hören und Fühlen des Menschen. Viele Menschen verhalten sich dann ungewöhnlich und tun Dinge, die sie vorher meistens noch nicht getan haben.
Welche verschiedenen psychischen Erkrankungen gibt es?
Es gibt verschiedene Erkrankungen wie z.B. Depressionen, Psychosen, Angststörungen und Zwangserkrankungen. Das hört sich für dich wahrscheinlich erst mal an wie eine ganz andere Sprache. Wir erklären dir, was diese unterschiedlichen Krankheiten bedeuten.
Was ist eine Depression?
Wenn jemand eine Depression hat, fühlt er sich oft ganz müde und schlapp und ist häufig ganz traurig. Dann muss man sich ganz viel ausruhen und schlafen. Viele Dinge wie z.B. einkaufen oder aufräumen, die vorher gar nicht so anstrengend waren, sind auf einmal sehr anstrengend und kosten die Person viel Kraft und Energie. Depression ist die sogenannte Traurigkeitskrankheit.
Was ist eine Psychose?
Wenn jemand eine Psychose hat, kann es sein, dass er sich ganz durcheinander fühlt, als wenn er ein Gewitter im Kopf hat. Es kann z.B. sein, dass die Person Stimmen hört, die sonst niemand anderes hört, oder Dinge sieht, die gar nicht da sind.
Manche Menschen fühlen sich auch verfolgt oder denken, dass andere ihre Gedanken lesen können. Sie können nicht mehr unterscheiden, ob die Dinge in ihrem Kopf oder in der Wirklichkeit passieren. Ein bisschen so, als wenn sie in einer anderen Welt leben würden.
Was ist eine Angststörung?
Angst ist erst mal ein Gefühl, das alle Lebewesen kennen. Es schützt uns häufig vor Gefahr.
Bei manchen Menschen wird die Angst aber manchmal so groß, das sie zu einem Problem wird und sie entwickeln eine sogenannte Angststörung. Manche Menschen entwickeln dann Angst vor anderen Menschen und trauen sich z. B. nicht mehr einkaufen zu gehen oder Bus zu fahren. Manche entwickeln auch eine Angst vor Tieren, wie z.B. Spinnen, das nennt man dann Phobie.
Was ist eine Zwangsstörung?
Bei einer Zwangserkrankung denken Menschen z.B., dass andere Menschen Bazillen haben und sie damit anstecken können. Andere müssen sich ständig waschen, weil sie sich so schmutzig fühlen und bekommen dann eine ganz kaputte Haut. Wieder andere müssen ganz viele Dinge zählen und alles immer sehr sehr ordentlich haben. Das ist ganz schön anstrengend für die Menschen, da sie diese ganzen Dinge eigentlich gar nicht tun wollen.
Kann man eine psychische Erkrankung heilen?
Es ist nicht so leicht eine psychische Erkrankung zu heilen und es dauert eine Weile. Aber es gibt spezielle Krankenhäuser für Menschen, die psychisch krank sind. Eine sogenannte Psychiatrie. In der Psychiatrie können sie erst mal zur Ruhe kommen und neue Kräfte sammeln. In der Psychiatrie arbeiten Psychiater, verschiedene Therapeuten und andere Fachleute. Ein Psychiater ist ein Arzt extra für psychisch kranke Menschen. Er untersucht sie, kann ihnen Tipps geben und ihnen Medikamente gegen die psychische Erkrankung verschreiben. Der Therapeut kann gemeinsam mit ihnen üben, besser zurecht zu kommen.
Muss ein Kind sich anders verhalten, weil Mama oder Papa eine psychische Erkrankung haben?
Nein, auf keinen Fall. Die Kinder sollen weiterhin ihre Freunde besuchen, spielen und Spaß haben. Jedes Kind hat das Recht darauf, etwas Schönes zu erleben und fröhlich zu sein. Auch wenn Mama oder Papa im Moment krank sind, brauchen sie dabei kein schlechtes Gewissen zu haben.
Sind Kinder schuld an der Erkrankung von Mama oder Papa?
Nein, auch das stimmt auf keinen Fall. Jedes Kind ist natürlich manchmal etwas lauter, hat Streit mit seinen Eltern oder bringt mal schlechte Noten mit nach Hause. Das macht die Krankheit von ihrer Mama oder ihrem Papa aber auf keinen Fall schlimmer.
Gibt es noch andere Kinder, denen es ähnlich geht?
Es gibt viele Kinder, deren Mama oder Papa, oder auch beide Elternteile psychisch krank sind. Es gibt also viele Kinder, die sich ähnliche Gedanken machen und ähnliche Probleme haben wie du.
Wer kann Kindern helfen, wenn sie Fragen zur Erkrankung ihrer Eltern haben?
Die Kinder können z.B. zu einer Beratungsstelle in ihrer Stadt gehen, oder sich an das Jugendamt, oder den Kinderschutzbund wenden. Auch können sie den sogenannten Vertrauens- oder Beratungslehrer in ihrer Schule ansprechen und ihm erzählen, was ihnen Sorgen bereitet. Wenn die Kinder ihr Problem lieber am Telefon besprechen wollen, gibt es eine Nummer gegen Kummer: 116111.